Sutent®: Neue Therapie gegen Krebs

Der Umsatz von Sutent beläuft sich auf über 1 Mrd. USD pro Jahr (© designoliman)

Sutent® ist ein Krebsmedikament mit einem spezifischen Wirkprinzip: Durch die gleichzeitige Blockade mehrerer molekularer Zielmoleküle (sog. „Multi-Spezifität“), die für die Krebsentstehung von essentieller Bedeutung sind, adressiert es besonders effizient die Komplexität der Tumorgenese.

Prof. Axel Ullrich und sein Team am Max-Planck-Institut für Biochemie haben den Bedarf für ein multi-spezifisches Krebsmedikament erkannt und ein Konzept entwickelt, wie gezielt in den komplexen Mechanismus der Tumorentwicklung eingegriffen werden kann. Die Firma Sugen, die 1991 in den USA gegründet wurde, hat diese grundlegenden Erkenntnisse aufgegriffen und für eine medizinische Anwendung weiter entwickelt. Sugen wurde (dann) 1999 von Pharmacia gekauft, die wiederum 2003 von Pfizer übernommen wurde. Bei Pfizer wurde Sutent® dann bis zur Marktreife entwickelt. Anfang 2006 wurde Sutent® von der US Arzneimittelzulassungsbehörde FDA für die Behandlung von gastrointestinalen Stromatumoren (GIST) und Nierenzellkrebs zugelassen. Die Zulassung für Europa erfolgte im Juli 2006.

Diese so genannten multispezifischen Medikamente ermöglichen eine Therapie, die durch die Kombination verschiedener Wirkstoffe, das Wettrennen gegen die schnelle Wandlungsfähigkeit der Tumorzellen gewinnen lässt.


Prof. Dr. Axel Ullrich

Sutent® – Störfeuer gegen Krebs

Sutent® (sutinib) ist ein Medikament, das - neben anderen Wirkmechanismen - an einer zentralen Stelle in das Wachstum von Tumoren eingreift: die so genannte Angiogenese.

Mit diesem Begriff bezeichnen Biologen die Neubildung von Blutgefäßen, und diese Gefäße sind unerlässlich für das Wachstum von Tumoren. Schon bei einem Durchmesser von etwa einem Millimeter ist die kritische Größe erreicht, ab der ein Tumor auf die Versorgung durch Blutgefäße angewiesen ist, und er kann nur dann aggressiv wachsen, wenn neue gebildet werden, die ihn in ausreichendem Maß mit Sauerstoff und Nahrung versorgen.

Dazu scheiden Tumorzellen erhöhte Mengen eines Wachstumsfaktors aus, der die Zellen der inneren Schicht von Blutgefäßen in seiner Nachbarschaft zur Teilung anregt. Dieser so genannte Vascular Endothelial Growth Factor (VEGF) bindet an bestimmte Rezeptoren an der Zelloberfläche, die wie Schalter wirken, die im Inneren der Zelle bestimmte Vorgänge in Gang setzen, die letztlich dafür sorgen, dass die Zellen in den Blutgefäßen neue Versorgungsleitungen in Richtung Tumor ausbilden.

Sutent® greift in diese logistische Meisterleistung ein, indem es einen der Rezeptoren für die Gefäßneubildung blockiert. Dieser Rezeptor, von Biologen als Flk-1 oder VEGFR2 bezeichnet (VEFR2 steht für Vascular Endothelial Growth Factor Receptor 2), findet sich in den so genannten Endothelzellen, die neue Blutgefäße bilden. Blockiert man diesen Schalter, können keine Blutgefäße um bzw. in das Tumorgewebe hinein gebildet werden. Damit kann der Tumor nicht mehr wachsen.

Sutent® blockiert allerdings nicht nur die Bildung von Blutgefäßen, sondern auch noch weitere krankheitsrelevante Enzyme im Signalnetzwerk von Tumorzellen.

Durch diese gleichzeitige Blockade mehrerer molekularer Zielmoleküle (sog. „Multi-Spezifität“), die für die Krebsentstehung von essentieller Bedeutung sind, adressiert Sutent® besonders effizient die Komplexität der Tumorgenese.