Personalisierte Depressionstherapie des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie gewinnt m4 Award


Kristallstruktur von FKBP51 (grau) mit dem gebundenen Liganden FK506 (grün), der als chemischer Ausgangspunkt für das strukturbasierte Wirkstoffdesign dient (© Bracher et al., Acta Crystallogr. D (2011), 67(6), 549-59)

Basierend auf Forschungsergebnissen des Max-Planck-Instituts (MPI) für Psychiatrie sollen Medikamenten-Wirkstoffe entwickelt werden, die das körpereigene Protein FKBP51 in seiner Funktion beeinflussen. Über diesen Wirkmechanismus wollen die Forscher die bei Depressionspatienten häufig beobachtete Überaktivität von Stresshormonen normalisieren. Die Verleihung des m4 Awards am 18. Juli in München, der mit einer Förderung des Freistaats Bayern in Höhe von 500.000 Euro verbunden ist, ermöglicht nun die Arbeit an einer neuen Wirkstoffklasse für Antidepressiva, die zur personalisierten Therapie bei all jenen Patienten eingesetzt werden könnten, die unter dieser Stresshormonstörung bei Depression leiden.

Das Team um Felix Hausch und Marcelo Paez-Pereda konnte sich mit seinem innovativen Forschungskonzept gegen 75 andere Projekte durchsetzen: „Innovative Wirkstoffkonzepte für psychiatrische Krankheiten sind derzeit in der pharmazeutischen Industrie massiv unterrepräsentiert“, sagt Felix Hausch, Arbeitsgruppenleiter am Max-Planck-Institut für Psychiatrie. „Der m4 Award gibt uns die Möglichkeit, die in der Grundlagenforschung gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse in ein Entwicklungsprogramm für Wirkstoffe gegen Stresserkrankungen wie z.B. Depression zu überführen“, so der Wissenschaftler. „Wir hoffen, damit den Grundstein für eine neue, auf den jeweiligen Patienten maßgeschneiderte Therapie zu legen.“ Max-Planck-Innovation, die Technologietransfer-Organisation der Max-Planck-Gesellschaft, ist Projektpartner des m4 Awards und hat die Antragstellung unterstützt.

Seit Jahren forscht das Team um Prof. Florian Holsboer, Direktor des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie, an der Personalisierung der Depressionstherapie. Die Mechanismen, die zu einer Erkrankung führen, sind von Patient zu Patient verschieden. Daher sprechen die Patienten auch ganz unterschiedlich auf antidepressiv wirkende Medikamente an. Die Ursachen liegen in der jeweils individuellen biologischen Konstitution der Betroffenen, die sowohl auf deren Gene als auch die einwirkenden Umwelteinflüsse zurückzuführen ist. Mehr als die Hälfte aller Depressionspatienten zeigt eine veränderte Stressreaktion. Ursache dafür ist ein verringertes Ansprechen auf Stresshormone.

Das nun geförderte Projekt strebt die Entwicklung einer völlig neuartigen Therapie zur Normalisierung der depressionstypischen Stresshormon-Regulationsstörung an. Ausgangspunkt des zu entwickelnden Medikamentes ist das Protein FKBP51, ein wichtiger Regulator der Stressantwort. In humangenetischen Studien konnten die Forscher zeigen, dass FKBP51 bei der Entstehung von Depression und anderen stress-induzierten Krankheiten eine wichtige Rolle spielt. Ferner belegen tierexperimentelle Studien, dass eine Reduktion von FKBP51 tatsächlich zu einer Normalisierung der hormonellen Stressreaktion und zu einer Verbesserung der depressions-ähnlichen Symptome führt. Hausch und Kollegen machen sich nun das detaillierte Wissen um den atomaren Aufbau des Proteins, welches zusammen mit der Arbeitsgruppe von Andreas Bracher am MPI für Biochemie kristallisiert wurde, zu Nutze, um neue Wirkstoffe zu entwerfen, die es selektiv hemmen. Die Wirkstoffe sollen zusammen mit dem Lead Discovery Center (LDC), das von Max-Planck-Innovation und der Max-Planck-Gesellschaft gegründet wurde, um aussichtsreiche Forschungsprojekte professionell in die Entwicklung neuer Medikamente zu überführen, entwickelt werden. Sie sollen dann genau den Patienten zur Verfügung gestellt werden, die unter einer verminderten Rückkopplung von Cortisol leiden. Da sich dieser therapeutische Ansatz mechanistisch von den vorhandenen Antidepressiva unterscheidet, könnten die neu entwickelten Medikamente besonders gut für die Kombinationstherapie bei Depression eingesetzt werden.

 

 

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