PreOmics erhält Lizenz für Proteomik-Technik
Proteine erfüllen zahlreiche wichtige Aufgaben im menschlichen Körper und gelten als die Bausteine des Lebens. Jedoch können Sie auch für die Entstehungen verschiedenster Krankheiten, wie Krebs, Infektionskrankheiten oder Alzheimer verantwortlich sein. Um Einblicke in die Funktionsweise von Proteinen zu gewinnen, Zusammenhänge zu erkennen und neue Therapieansätze zu entwickeln, wird daher weltweit die Erforschung von Proteinen – die sogenannte Proteomik – stark vorangetrieben.
Eine große Hürde in diesem Forschungsgebiet stellt die hohe Komplexität von Proteinen dar. Im menschlichen Körper befinden sich bis zu einer Million Proteine, die von tausenden unterschiedlichen Genen produziert werden. Darüber hinaus unterliegt das Proteinmuster (Proteom; i.e. die Gesamtheit aller Proteine in eine Zelle oder Lebewesen) einer ständigen Veränderung, da neue Proteine auf- und alte Proteine abgebaut oder modifiziert werden. Ziel der Proteomik, ist u.a. die Entschlüsselung von Fehlfunktionen von Proteinen. Neue Erkenntnisse können u.a. dazu genutzt werden, innovative Medikamente zu entwickeln. So können z.B. gezielt pharmakologische Wirkstoffe entwickelt werden, die an krankheitsauslösende Proteine andocken und dort Fehlfunktionen verhindern. Darüber hinaus können Wechselwirkungen zwischen Wirkstoff und Protein sowie etwaige Nebenwirkungen untersucht werden. Auch neue Diagnose-Tools auf Basis der Analyse von Protein-Protein-Interaktionen können mit Hilfe der Proteomik neu entwickelt werden.
In der Proteomik wird zunehmend die Massenspektrometrie eingesetzt. Damit können Forscher die Masse von Molekülen exakt bestimmen und so auch hochkomplexe chemische Verbindungen identifizieren. Dabei werden die untersuchten Moleküle ionisiert und die Ionen entsprechend ihrem Masse-zu-Ladung Verhältnis getrennt und analysiert.
Bei der Analyse von Proteinen ist jedoch eine aufwendige Probenvorbereitung notwendig. Die Dauer hierfür liegt bei bis zu 5 Stunden, und es werden große Mengen der Probe benötigt. Diese komplizierte Probenvorbereitung limitiert die routinemäßige Nutzung der auf Massenspektrometrie beruhenden Proteomik und verhindert zudem oft aussagekräftige Ergebnisse.
Die Firma PreOmics hat nun erstmals ein standardisiertes Probenvorbereitungs-Kit entwickelt. Damit soll die Massenspektrometrie vereinfacht werden. In einem standardisierten Gefäß bietet das Kit eine komplette, schnelle und leicht anwendbare Lösung. Mit der Technologie, die am Max-Planck-Institut für Biochemie in der Abteilung von Matthias Mann entwickelt wurde, können Forscher Proben deutlich schneller für ihre Analysen aufbereiten. „Unser Probenvorbereitungs-Kit ermöglicht eine robuste, reproduzierbare und schnelle Probenvorbereitung. Das Kit reduziert die Anzahl der notwendigen Schritte von 10 auf 3. Alle Schritte werden in einem speziellen Gefäß durchgeführt, das mögliche Kontaminationen minimiert und auch im Hoch-Durchsatz anwendbar ist. So können auch Nicht-Experten die Massenspektrometrie und die Proteomik insbesondere für die Grundlagenforschung nutzen. In Zukunft wären auch eine Nutzung im Rahmen der Medikamentenentwicklung und Diagnostik denkbar“, so Nils A. Kulak, Miterfinder und Mitgründer von PreOmics.
Im Januar 2017 wurde nun von Max-Planck-Innovation eine Lizenz für die Technologie an PreOmics vergeben. „Wir freuen uns, dass die Technologie des Max-Planck-Instituts für Biochemie durch die Erfinder im Rahmen eines Start-up Unternehmens auf dem Markt gebracht wurde. Die Gründer verfügen über große Expertise sowohl in der Proteomik als auch der Massenspektrometrie und kennen die Bedürfnisse der Kunden“, so Mareike Göritz, Senior Patent- und Lizenzmanagerin bei Max-Planck-Innovation.
Gemeinsam mit Garwin Pichler gründete Kulak im Januar 2016 die PreOmics GmbH. Ihr Konzept der Entwicklung von Produkten zur Probenvorbereitung von Proteinen für die Massenspektrometrie-basierte Proteomik würde bereits im selben Jahr prämiert. So konnte PreOmics den Businessplanwettbewerb Science4Life gewinnen, der Geschäftsideen für mehr Fortschritt und Lebensqualität auszeichnet. Darüber hinaus wird bereits ein großer Auftrag der Universität Kopenhagen bearbeitet und die Entwicklung weiterer Produkte ist in der Planung.