Suizidrisiko-Test kommt auf den Markt


Der US-Konzern Sundance Diagnostics lizenziert genetische Marker, die das Suizidrisiko bei Patienten ermitteln, die mit Antidepressiva behandelt werden

DNA-Microarrays finden Anwendung in der Genomanalyse, der Diagnostik und bei Untersuchungen in der differenziellen Genexpression. © MPI für Psychiatrie

Der neue Test soll Ärzten dabei helfen, das Suizidrisiko bei Patienten zu senken, die mit Antidepressiva behandelt werden und bestimmte genetische Marker aufweisen. Die wissenschaftlichen Grundlagen für den Test hatten Forscher am Max-Planck-Institut für Psychiatrie gelegt.

 

Sundance Diagnostics schließt momentan eine neue Finanzierungsrunde ab, um die Forschungsergebnisse des Instituts weiterzuentwickeln. Der Test soll als Labortest auf den Markt kommen. Darüber hinaus werden klinische Studien für eine Zulassung bei der amerikanischen Gesundheitsbehörde (FDA) und eine CE-Kennzeichnung initiiert. Die amerikanische Firma will hierfür die Anträge innerhalb von 18 Monaten bei den Behörden einreichen.

Wie Forscher am Max-Planck-Institut für Psychiatrie herausfanden, treten bei 8,1 Prozent der Patienten vermehrt Suizidgedanken unter der Behandlung mit Antidepressiva auf. Bei 59 Prozent dieser Patienten steigt die Suizidgefahr innerhalb der ersten zwei Wochen nach Behandlungsbeginn an oder bei Erhöhung der Antidepressiva-Dosis. In den Vereinigten Staaten, Kanada und einigen europäischen Ländern werden Antidepressiva deshalb seit 2005 mit einer Warnung versehen, die Ärzte und Patienten auf das Suizidrisiko aufmerksam macht. Bisher gab es für Ärzte jedoch keine Anhaltspunkte, welche Patienten gefährdet sein könnten.

„Der neue Test soll Ärzten dabei helfen, das Suizidrisiko bei Patienten zu senken, die mit Antidepressiva behandelt werden. Darüber hinaus sollen Patienten und Angehörige wertvolle Informationen erhalten, die sie gemeinsam mit dem behandelnden Arzt zur Abwägung der Risiken und Vorteile einer Medikamenten-Therapie nutzen können“, erklärt Kim Bechthold, Geschäftsführerin von Sundance Diagnostics.

Forscher am Münchner Max-Planck-Institut für Psychiatrie hatten 79 genetische Biomarker entdeckt, die mit einer Zuverlässigkeit von mehr als 90 Prozent vorhersagen, welche Patienten suizidgefährdet sind, wenn ihnen ein Antidepressivum verschrieben wird. Die Wissenschaftler entdeckten außerdem, dass das erhöhte Suizidrisiko nach der Medikamentengabe sich nicht auf Personen unter 25 Jahren beschränkt, wie in den Warnhinweisen der amerikanischen Gesundheitsbehörde (FDA) beschrieben. Vielmehr sind alle Alternsgruppen von 18 bis 75 Jahren gleichermaßen betroffen. In den Vereinigten Staaten werden jedes Jahr über neun Millionen neue Rezepte für Antidepressiva verschrieben (IMS 2006 National Prescription Drug Audit).

Der Lizenzvertrag mit Sundance Diagnostics wurde von der Max-Planck-Innovation GmbH abgeschlossen, der Technologietransfer-Organisation der Max-Planck-Institute.

 

Originalveröffentlichung:

Andreas Menke, Katharina Domschke, Darina Czamara, Torsten Klengel, Johannes Hennings, Susanne Lucae, Bernhard T Baune, Volker Arolt, Bertram Müller-Myhsok, Florian Holsboer and Elisabeth B Binder.

Genome-Wide Association Study of Antidepressant Treatment-Emergent Suidical Ideation

Neuropsychopharmacology (2012) 37, 797-807; doi:10.1038/npp.2011.257; published online 11 January 2012


Kontakt:

Max-Planck-Institut für Psychiatrie
Dr. Dr. med. univ. Elisabeth Binder
Direktorin
Telefon +49 89 30622-301
Email binder@mpipsykl.mpg.de

Dr. Andreas Menke
Wissenschaftler
Telefon +49 8930622-1
Email menke@mpipsykl.mpg.de

Pressekontakt:
Kim Bechthold
Sundance Diagnostics
Telefon +1 303 862 2770,
Email kbech@sundancedx.co